C Rep. 100

Magistrat von Berlin, Bereich Sekretär

Im Rahmen der "Vorläufigen Ordnung für den Aufbau und die Arbeitsweise der Organe der Staatsmacht von Groß-Berlin" vom 23. Januar 1953 wurde beim Magistrat ein "Bereich Sekretär" eingerichtet. Der Sekretär war Stadtrat und Mitglied des Magistrats.
Zu seinen erstrangigen Aufgaben zählte die regelmäßige Vorbereitung und Durchführung von Tagungen der ebenfalls neu errichteten "Volksvertretung Groß-Berlin" und ihrer Ständigen Kommissionen. Außerdem oblag ihm die Ausarbeitung des Arbeitsplans des Magistratsgremiums, die Vorbereitung, Durchführung und Auswertung der Magistratssitzungen sowie die Koordinierung und Kontrolle der Arbeit der Abteilungen der Magistratsverwaltung. Dafür unterstand seiner direkten Leitung eine "Organisations- und Instrukteurabteilung". Weiterhin waren ihm zugeordnet: die Rechtsabteilung (mit Stiftungsaufsicht sowie Redaktion des Verordnungsblatts von Groß-Berlin und des Dienstblatts des Magistrats), die Abteilungen Staatliches Eigentum (Erfassung, Kontrolle, Verwaltung sowie Grundstücks-Erfassung gemäß Aufbau-Ordnung), Verschluss-Sachen, Personenstandswesen (mit Standesamt I), Archiv (mit Stadtarchiv und Verwaltungsarchiven) und Vermessung (mit Vermessungsdienst) sowie die Referate "Bevölkerungspolitik" und "Kader".
Erster Sitz der Dienststelle war das Neue Stadthaus in der Parochialstraße; erster Stadtrat mit der Funktion des Sekretärs des Magistrats wurde Paul Hentschel; von Oktober 1954 bis Juni 1956 war Johanna Blecha als Sekretär des Magistrats tätig, ihr folgten Hermann Gloth (Juni 1956-März 1958), Wilhelm Thiele (März 1958 bis Mai 1960), Gerhard Brämer (Mai 1960-März 1963), Edith Baumann (März 1963-April 1973), Hannelore Mensch (geb. Alter; Juli 1973-Juni 1978), Rolf Zienert (1978-1980), Käthe Strelow (1981-1986), Gerhard Nitzschke (1986-1989) und Anneliese Sayatz (1989-1990).
Bereits im September 1954 ergaben sich erste Änderungen: Die bis dahin selbständige Abteilung "Allgemeine Verwaltung" wurde dem Sekretär unterstellt. Er wurde zuständig für die Verteilung der Planstellenkontingente im Magistrat und für die Förderung und Entwicklung des Nationalen Aufbauwerks (NAW). Die Aufgaben der Abteilung "Vermessung" gingen auf eine zentrale Dienststelle der DDR über; beim Magistrat verblieb nur das Kataster. Die Kontrolle des staatlichen Eigentums wurde den Stadtbezirken übertragen. 1955 wechselte die Zuständigkeit für das Verwaltungsarchivwesen zur neu gebildeten "Abteilung für Inneres".
1958 beschloss der Magistrat eine Neuorganisation des Geschäftsbereiches des Sekretärs: Er gliederte sich mit Wirkung vom 1. August 1958 neben der "Organisations- und Instrukteurabteilung" in ein "Abgeordnetenkabinett" für die Aufgaben der Unterstützung der Arbeit der Berliner Stadtverordnetenversammlung, ein "Sekretariat des Magistrats" für die Unterstützung der Arbeit des Magistratskollegiums, die "Abteilung Allgemeine Verwaltung", das Stadtarchiv und die Rechtsstelle.
Ab 1961 ging die Zuständigkeit für das Stadtarchiv Berlin zum Stellvertreter des Oberbürgermeisters für Kader und Innere Angelegenheiten über.
Gemäß dem Erlass des Staatsrates der DDR über "Aufgaben und Arbeitsweise der örtlichen Volksvertretungen und ihrer Organe unter den Bedingungen des neuen ökonomischen Systems der Planung und Leitung der Volkswirtschaft" vom 2. Juli 1965 ergaben sich beim Magistrat auch für den Verantwortungsbereich des Sekretärs Änderungen: Im Juni 1966 ist die "Abteilung Organisations-Instrukteure" zum neu gebildeten Bereich des "Stellvertreters des Oberbürgermeisters für Org.-Kader" abgegeben worden. Aus dem "Sekretariat des Magistrats" wurde ein "Büro des Magistrats" und die hauptamtlichen Mitarbeiter des Nationalen Aufbauwerks Groß-Berlin wurden dem Sekretär unterstellt.
Das "Gesetz über die örtlichen Volksvertretungen und ihre Organe" von 1973 hatte erneut Modifizierungen der Aufgaben des Sekretärs zur Folge. Nach einem Magistratsbeschluss vom 23. Juli 1975 oblagen ihm die Organisation der Einberufung und Durchführung der Tagungen der Stadtverordnetenversammlung und der Sitzungen des Magistrats, die Sicherung der Unterstützung und Qualifizierung der Abgeordneten sowie die Entwicklung einer entsprechenden Öffentlichkeitsarbeit, die Herausgabe des Verordnungsblatts und des Dienstblatts des Magistrats, die Zusammenarbeit mit dem Bezirksausschuss der Nationalen Front, die Leitung des Wahlbüros bei der Vorbereitung und Durchführung von Wahlen und letztlich die Sicherung aller materiell-technischen Bedingungen für die Arbeit der Stadtverordnetenversammlung, des Magistrats und aller Fachorgane. Dafür standen ihm an Stelle des Abgeordnetenkabinetts nun ein "Büro der Stadtverordnetenversammlung" und weiterhin das "Büro des Magistrats" zur Verfügung. Außerdem war er für die Rechtsstelle, die Bürgerberatungsstelle, die Kommission Volkswirtschaftliche Masseninitiative (VMI), die Abteilung Allgemeine Verwaltung und die Fahrbereitschaft zuständig.
1981 wurde die Rechtsstelle der Zuständigkeit des Ersten Stellvertreters des Oberbürgermeisters unterstellt. Im Bereich Sekretär konzentrierten sich in den 1980er Jahren zunehmend Aufgaben der Rationalisierung der Verwaltungsarbeit. Ihm unterstanden bereits viele Bereiche der Infrastruktur der Verwaltung; hinzu kamen die Betriebswache bzw. der Sicherungs- und Ordnungsdienst des Magistrats, der an Stelle der Abteilung Allgemeine Verwaltung gebildete Bereich "Materiell-Technische Versorgung (MTV) - Dienstleistungseinrichtung des Magistrats", der "Bereich Schulungs- und Ferienheime des Magistrats" sowie das "Elektroamt Berlin". Außerdem war ein "Sekretär für Bürgerinitiative" tätig und die Sekretäre der Räte der Stadtbezirke wurden angeleitet.
Am 30. Mai 1990 wurde der letzte Magistrat von Berlin (Ost) von der Stadtverordnetenversammlung gewählt. Ein Bereich Sekretär des Magistrats wurde nicht wieder eingerichtet. Durch die Trennung von Legislative und Exekutive entfielen die Aufgaben der Betreuung der Stadtverordnetenversammlung und der Abgeordneten, die im Bereich des Sekretärs konzentriert gewesen waren. Die Arbeitsaufgaben des Büros der Stadtverordnetenversammlung wurden der Stadtverordnetenvorsteherin übergeben. Die Aufgaben der Organisation der Arbeit des Magistratskollegiums übernahm die Magistratskanzlei im Geschäftsbereich des Oberbürgermeisters; die Aufgaben der allgemeinen Verwaltung oblagen nun der Magistratsverwaltung für Inneres.
Die Überlieferung gelangte ab 1960 in regelmäßigen Abgaben in das Verwaltungsarchiv des Magistrats und wurde von dort aus in das Landesarchiv Berlin integriert.

Enthält:
Bereich Sekretär: Gesetzliche Regelungen.- Verwaltungsorganisation im Staatsapparat.- Anleitung von Fachorganen.- Internationale Arbeit des Magistrats.- Arbeitsberatungen.- Stellenplanung und Geschäftsverteilung.- Eingaben.- Mitwirkung im Beschwerdeausschuss der Stadtverordnetenversammlung.- Fest- und Jahrestage.- Nationales Aufbauwerk NAW (u. a. NAW-Lotterie, "Berlin hilft dem Oderbruch", "Wilhelm-Pieck-Aufgebot").- Zusammenarbeit mit Massenorganisationen.
Abgeordnetenkabinett/Büro der Stadtverordnetenversammlung: Tätigkeitsberichte.- Geschäftsverteilung.- Analysen.- Arbeitspläne und -berichte.- "Mitteilungsblatt" für die Abgeordneten.- Erfahrungsaustausche.- Eingaben.- Biographische Angaben zu Stadtverordneten.- Wähleraufträge.- Analysen zur Abgeordnetentätigkeit.- Qualifizierung der Abgeordneten.- Vorbereitung von Tagungen der Stadtverordnetenversammlung.- Wahlen zur Stadtverordnetenversammlung.- Berliner Vertreter in der Volkskammer der DDR.- Ständige Kommissionen der Stadtverordnetenversammlung.- Arbeits- und Kontrollgruppen der Stadtverordnetenversammlung.- Ehrenamtliche Mitarbeit in den Gremien der Stadtverordnetenversammlung.- Kontrolle der Beschlüsse der Stadtverordnetenversammlung.
Wahlbüro: Vorbereitung, Durchführung und Auswertung von Wahlen zu den örtlichen Volksvertretungen und zur Volkskammer der DDR.- Wählervertreterkonferenzen.- Rechtsvorschriften.- Wahlen von Schöffen und Richtern am Stadtgericht.- Volksbefragungen.
Organisations-Instrukteur-Abteilung: Arbeitsorganisation.- Geschäftsverteilung.- Zusammenarbeit mit den Organisations-Instrukteur-Abteilungen in den Räten der Stadtbezirke.- Organisation von "Konferenzen der Staats- und Wirtschaftsfunktionäre".- Eingaben- und Beschwerdeanalysen des Magistrats.- Struktur- und Geschäftsverteilung des Magistrats und der Räte der Stadtbezirke sowie von Fachorganen.- Situationsberichte.- Staatspolitische Schulungen.- Wettbewerbe und Leistungsvergleiche.- Haus- und Straßenvertrauensleute.- Kontrolle der Arbeit der Fachorgane des Magistrats.- Wiederaufbau Berlins (Nationales Aufbauwerk - NAW).- Wohnungsbau.
Abteilung Allgemeine Verwaltung: Arbeitsorganisation.

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Nicht erschlossen: 0 [lfm]

Laufzeit:
1953 - 1990

Benutzung:
Datenbank
Benutzungsbeschränkung

Verweise:

-> LAB C Rep. 100-01 Volksvertretung Groß-Berlin/Stadtverordnetenversammlung
-> LAB C Rep. 124 Magistrat von Berlin, Erster/Ständiger Stellvertreter des Oberbürgermeisters

Literatur:
-> Knüpfer, Petra: Die Stadtverordnetenversammlung von Berlin, Hauptstadt der DDR, im Spiegel der Dokumente des Sekretärs des Magistrats 1953-1961. Diplomarbeit an der Humboldt-Universität zu Berlin, Sektion Geschichte, Berlin 1982.

Informationen zur Bestandsgruppe:
Information [1]

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